Rom – vier Tage im Oktober 2021
2021 – mein Reisejahr
Die 3. Reise in diesem Jahr. Ich konnte es gar nicht fassen. Eine Freundin suchte eine Reisebegleiterin. Ich war dabei. Die Entscheidung fiel sehr kurzfristig. Ich setzte mich sofort an den Computer und suchte nach einer schönen, möglichst zentral gelegenen und bezahlbaren Unterkunft. Zwei Zimmer ohne Frühstück. Nach Stunden, da Rom tatsächlich auch am letzten Oktoberwochenende fast ausgebucht war, fand ich etwas Geeignetes. Nähe Stazione Termini und alle Sehenswürdigkeiten im Zentrum locker zu Fuß zu erreichen. LH Flüge waren schnell gefunden und gebucht, Marco Polo Reiseführer bestellt.
Einige Tage später, es war ca. eine Woche vor Abflug, kam ich auf die Idee, dass es vielleicht Sinn macht, schon vorab Eintrittskarten für die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu kaufen. Und wie das Sinn machte! Meine Freundin wollte unbedingt das Forum Romanum sehen und ich die Vatikanischen Museen mit der Sixtinischen Kapelle. Es waren kaum noch Karten zu bekommen. Reine Eintrittskarten gar nicht, nur noch in Verbindung mit einer Führung und zwar für beide Ziele das volle Programm à drei Stunden. Kurze Überlegung, ob wir auch noch Karten für das Pantheon kaufen sollten, aber da wir nur vier Tage zur Verfügung hatten und die beiden gebuchten Touren auf dem Freitag und Samstag lagen, wollten wir über den Rest der Zeit frei verfügen. Ich kann Euch jetzt schon verraten, dass wir das Pantheon nicht gesehen hatten, da wir nicht bereit waren, uns in die lange Warteschlange einzureihen. Das heißt, wir müssen noch einmal wiederkommen. Und die Rom Kenner unter Euch wissen sicher, dass es so viel in Rom zu sehen und entdecken gibt, dass man sowieso nicht alles in vier Tagen schaffen kann.
1 • Es läuft auch mal was schief…
Der Lufthansa Flug war wie immer pünktlich und angenehm. Am Flughafen Fiumicino angekommen folgten wir dem Rat des Reiseführers, den Leonardo Express in die Innenstadt zum Stazione Termini zu nehmen. Ich kann es wirklich jedem empfehlen. Die Fahrkartenautomaten sind nicht zu übersehen, alles ist einfach und anschaulich erklärt. Ich bin sicher, das ist der schnellste Weg in die Stadt und dazu noch mit 14 Euro günstig.
Vom Bahnhof gingen wir mit unseren Koffern zu Fuß zu dem gebuchten Hotel. Sehr freundliche Mitarbeiter, die auch sofort auf meine Bitte hin, einen Tipp für ein Restaurant am Abend gaben. Doch dann kam die böse Überraschung. Meine Freundin und ich wurden in sehr unterschiedlichen Zimmern untergebracht. Meine Freundin hatte eine schönes Zweibettzimmer mit Bad und Balkon. Das Preis,- Leistungsverhältnis stimmte auf jeden Fall. Mein Zimmer würde ich mal als Notzimmer bezeichnen. Nur halb so groß wie das meiner Freundin, auch das Bad war winzig , aber besonders schlimm war, dass ich kein Tageslicht hatte und das Fenster zum Hinterhof nur zu kippen war. Dieses Zimmer, obwohl offiziell ein Zweibettzimmer, war schon für eine Person winzig. Wie sollen in diesem Zimmer zwei Personen wohnen? Und wie kann man so dumm sein, zwei zusammenreisende Damen in zwei so unterschiedliche Zimmer bei gleichem Preis unterzubringen? Ich beschwerte mich sofort, doch hatte keine Chance. Das Hotel war ausgebucht. Wir erhielten als Entgegenkommen zwar kostenloses Frühstück, aber das hatten wir ja bewusst nicht gebucht. Daher denke ich, es ist am fairsten, den Namen des Hotels nicht zu nennen. Schade eigentlich, denn es machte sonst einen guten Eindruck und verfügte über weitere sehr schöne Zimmer in höheren Kategorien, in die ich morgens beim Vorbeigehen einen kurzen Blick werfen konnte.
2 • Per Pedes ist angesagt ….
Nun ging es los Richtung Spanische Treppe. Uns fielen die vielen schwarzen Limousinen und die hohe Präsenz der italienischen Polizei auf. Wir erfuhren, dass an diesem Wochenende der G 20 – Gipfel in Rom tagte. Na, kein Wunder, dass es schwer war, ein Hotelzimmer zu bekommen. Schon vorab gesagt, es gab für uns als Fußgänger trotz vieler Straßensperrungen keinerlei Beeinträchtigungen. Und die wenigen Male, in denen wir ein Taxi nahmen, ging es immer zügig durch die Stadt. Busse und Metro vermieden wir von Anfang an. Im Reiseführer las ich bereits, dass auf Grund der desolaten finanziellen Situation, Roms Transportsystem ziemlich brach liegt. Besonders der Bericht einer Freundin, die nur 14 Tage vorher in Rom war, bestärkte mich, Rom zu Fuß zu entdecken. Sie riet mir vehement von Bussen (Verspätungen oder kommen erst gar nicht) und der Metro (in übelstem Zustand) ab. Ihrem Rat folgte ich gerne, denn ich bevorzuge sowieso, zu Fuß durch eine Stadt zu gehen. Man sieht viel mehr.
3 • Das erste Rom Feeling – Bella Roma
Wir standen also auf der Piazza della Trinitá dei Monte mit beeindruckendem Blick hinunter auf die Spanische Treppe, hinter uns die Kirche Santissima Trinitá dei Monte mit dem Obelisken Sallustiano. Am Ende der Spanischen Treppe sahen wir auf die Piazza di Spagna mit dem Brunnen Fontana della Barcaccia (Barkasse). Hintergrund dieser Brunnenform ist, dass angeblich ein Kahn während einer Tiberüberschwemmung hier liegenblieb. Das inspirierte Pietro Bernini, den Brunnen in Kahnform zu bauen. Es war viel los, Wetter angenehm und sonnig. Da entdeckten wir eine Bar mit Terrasse direkt zu unserer Rechten – „Il Palazetto Cocktail & Wine Bar“. Sehr einladend! Genau dieser „Einladung“ folgten wir. Bei Cocktail und Knabberzeug genossen wir die wundervolle Stimmung und den herrlichen Ausblick. Unseren Plan weiter in Richtung Norden zum Monte Pincio mit herrlichem Blick über die Stadt (Tipp des Concierge im Hotel) gaben wir auf und blieben lieber etwas länger sitzen. Später lösten wir uns dann doch aus dieser Stimmung und gingen langsam die Spanische Treppe mit ihren 136 Stufen hinunter. Der Blick von der Piazza di Spagna zurück hinauf zur Kirche Santisima Trintá dei Monte hatte schon was. Wunderschön! Nun nahm ich erst die Menschenmassen wahr. Einzelreisende und Reisegruppen aus aller Welt. Das hat mich Ende Oktober doch überrascht. Ok, Rom ist über das Jahr immer gut besucht. Aber so voll? Zu dieser Zeit?
4 • Münzen und amore…
Wir schlenderten weiter Richtung Trevi Brunnen. Es wurde schon langsam dunkel und der Trevi Brunnen erstrahlte in der Dämmerung in wunderschönsten Farben. Beeindruckend. Fesselnd. Tiefe Bewunderung für die Künstler des Barockzeitalters. Er wurde von 1732 bis 1762 erbaut, ist 26 Meter hoch und 50 Meter breit und zeigt den Meeresgott Oceanus unter einem Triumphbogen umringt von Fabelwesen des Meeres. Verwendet wurden die Materialien Travertin und Carrara Marmor. Doch auch hier wieder Menschenmassen, lautes Stimmengewirr. Gedrängel um das beste Foto. Irgendwie schlich sich bei mir Bedauern ein. Mir fiel sofort „wie in Disneyland“ ein. Aber na ja, ich bin auch hier und nur eine der vielen Touristen, die diesen Brunnen bewundern und mit eigenen Augen sehen möchten. Haben wir eine Münze in den Brunnen geworfen? Nein, meine Freundin wollte es auf einen anderen Tag verschieben. Es wird gesagt, dass man nach Rom zurückkehrt, wenn man eine Münze über die rechte Schulter nach hinten in den Brunnen wirft. Ich glaube nicht daran, hätte den Spaß aber mitgemacht. Wie ich mir schon leise dachte, gab es diesen Moment später nicht mehr. Was uns natürlich bestimmt nicht davon abhält, noch einmal wiederzukommen. Zu Hause habe ich Folgendes über das Münzenwerfen gelesen: Die Legende sagt, beim Werfen einer Münze kehrt man zurück, bei zwei Münzen verliebt man sich in einen Italiener. Und warum sagt man mir das nicht vorher? Übrigens, die Münzen werden drei Mal pro Woche von Angestellten der Stadt aus dem Becken gesaugt. In einem Jahr kamen 1.400.000 Euro zusammen. Das Geld wird über die Caritas an die Bedürftigen der Stadt verteilt. Daher beim nächsten Besuch Münzen werfen und Gutes tun (und denkt auch an „amore“).
5 • Oh je – Touristenfalle – her mit dem Wein
Nun drängte uns der Hunger und wir machten uns auf die Suche nach einem Restaurant, versteckt in einer der Seitenstraßen etwas weiter vom Trevi Brunnen entfernt, ein Tipp des Concierge unseres Hotels. Doch Google Maps funktionierte irgendwie nicht, führte uns mal hierhin, mal dahin. Es war wie verhext. Irgendwann gaben wir auf und setzen uns irgendwohin, wo es ganz nett aussah. Mir kam noch kurz in den Sinn, dass es hoffentlich keine Touristenfalle ist, da doch sehr nah am Trevi Brunnen. Es war eine! Der Fisch meiner Freundin war so voller Gräten, dass er ungenießbar war. Sie gab ihn zurück und musste zumindest nichts dafür bezahlen. Mein Risotto war total matschig und als ich nach Parmesankäse fragte, bekam ich den Industriellen aus der Tüte. Wie schade. Aber zum Glück war der Wein gut. Dennoch oder daher gutgelaunt gingen wir zurück ins Hotel und freuten uns auf den nächsten Tag.
Später hörte ich von der Trattoria „Antica Trattoria al Gallinaccio“. Dort muss das Essen wohl sehr gut sein. Es liegt nicht weit von dem Restaurant entfernt, in dem wir waren. Ist notiert für meinen nächsten Besuch.
6 • Rom einatmen – auf dem schönsten Platz der Stadt
Am nächsten Morgen ließen wir uns Zeit und gingen mit einigen Stopps in diversen Geschäften Richtung Piazza Navona. Am Pantheon vorbei. Wie oben schon erwähnt, verwarfen wir beim Anblick der langen Warteschlange sofort die Idee, uns eventuell hintenanzustellen. Zum Glück, denn die Piazza Navona erwartete uns bei herrlichem Sonnenschein und mit viel Ruhe. Kaum Touristen weit und breit. Eine ganz besondere Stimmung. Sofort war klar: Die Brunnen ansehen, etwas über die Geschichte lesen und diesen Moment bei einem Espresso genießen. Hier in Kurzform das Wichtigste über den Platz und die Brunnen. Die Piazza entstand im Mittelalter und wurde auf den Überresten eines antiken Stadions gebaut, wo Kampfspiele stattfanden, später auch Pferderennen. Im 17. Und 18. Jahrhundert wurde regelmäßig im August der Platz überflutete, um Miniaturseeschlachten zu inszenieren. Auf den Ruinen des Stadions wurden imposante Paläste errichtet. Nach und nach entstanden drei Brunnen: Der Mohrenbrunnen (Fontana del Moro) von 1575. Er wurde ein Jahrhundert später von Bernini bearbeitet und zeigt einen afrikanischen Mann auf einer Muschelschale stehend, der mit einem Delphin ringt. Der Vier Ströme Brunnen (Fontana di Quattro Fiumi) von 1651 gehört zu den berühmtesten Werken Berninis und wurde im Auftrag Papst Innozenz X. errichtet. Zu Ehren der Familie Pamphilj und um die Macht der katholischen Kirche und des Papstes über vier Kontinente hinaus zu symbolisieren: Der Nil steht für Afrika, der Ganges für Asien, die Donau für Europa und der Rio de la Plata für Amerika. Das Becken des Neptunsbrunnen (Fortana del Nettuno) wurde 1574 gebaut, um die Stadt mit Wasser zu versorgen (daher auch die zahlreichen Brunnen in Rom). Erst 300 Jahre später im Zuge der Verschönerung der Stadt wurden Statuen aus der Mythologie, u.a. Neptun mit einem Oktopus kämpfend, hinzugefügt. Wir saßen bestimmt eine Stunde dort und ließen Rom und diese besondere Stimmung auf uns wirken. Es war an einem Freitag, so in der Zeit zwischen 11 und 12 Uhr, also gar nicht so früh. Gut zu wissen.
7 • Was haben Eiskugeln mit der Mafia zu tun?
So allmählich füllte sich der Platz mit Touristengruppen und wir wollten auch los, um vor der gebuchten Führung durch den Vatikan die Altstadt zu erkunden. Dieser Teil der Stadt gefiel mir am besten. Überall kleine Geschäfte mit ausgefallenen Produkten, kleine Plätzen, Bars und Restaurants und natürlich an jeder Ecke Statuen, Ruinen und Bauwerke aus der Antike. Rom ist wirklich ein Open-Air-Museum. Durch Zufall kamen wir an der berühmtesten Eisdiele der Stadt vorbei, der Gelateria Giolitti (sie existiert seit 1900). Sie stand sowieso auf meinem Plan. Das passte ja hervorragend. Natürlich musste ich das Eis probieren. Nein, nicht eine Kugel, sondern gleich drei. Limone, Tartufo und karamellisierte Feige. Erratet Ihr es? Ja, die letzte Sorte – ein Traum. Obwohl auch die zwei anderen schon hervorragend waren. Also, ein Muss. Um doch noch einige wenige Kalorien zu sparen, entschied ich mich schweren Herzens für einen Eisbecher, keine Waffel. Ein Fehler, wie sich herausstellte, denn ich wurde den leeren Becher nicht los. Nirgendwo fand ich einen öffentlichen Papierkorb. Später bat ich schon etwas verzweifelt eine Verkäuferin, ob ich in ihrem Geschäft den Eisbecher entsorgen dürfe, da ich keine andere Möglichkeit fand. Sie nahm ihn mir wie selbstverständlich und sehr freundlich ab und sagte nur: „In Rom gibt es keine öffentlichen Abfalleimer“. Ich war wirklich verwundert, doch ließ das Thema erst einmal auf sich beruhen. Zu Hause fiel mir ihre Antwort wieder ein und ich googelte nach dem Grund. Tatsächlich, es wurden schon Bücher darüber geschrieben. Seit 1986 befindet sich die Mülldeponie Roms nicht mehr in der Stadt, sondern sehr weit außerhalb und seitdem hat sich die sogenannte Ecomafia (eigentlich Müllmafia) etabliert, die Milliarden mit dem Müllgeschäft verdient. Wen es interessiert, der kann in das Thema noch tiefer eintauchen. Im Netz ist viel darüber zu lesen.
8 • Zeit nehmen für die historische Altstadt
Nun wurde es ernst. Wir hatten ja einen Termin, den wir nicht verpassen durften. Gebucht hatten wir die Touren über „Get your Guide“. Sehr zu empfehlen. Hat alles gut geklappt. Also, strammen Schrittes, denn es war schon spät, Richtung Engelsbrücke, über den Tiber zum Vatikan. Die Wege durch die historische Altstadt im Stadtviertel Ponte wurden immer schöner. Hier gibt es viele Antiquitätenhändler und Restauratoren. Dieser Stadtteil gilt wegen der fast unberührten Bausubstanz aus dem Mittelalter und der Renaissance als eine besondere Sehenswürdigkeit. Der Platz „Piazetta di San Simeone“ gefiel meiner Freundin und mir besonders gut. Wie gerne wären wir hier noch auf einen Espresso geblieben, doch leider drängte die Zeit. Schnell, schnell über die wunderschöne Engelsbrücke. Auch im Vorbeirauschen (und trotz fehlender Zeit einige Fotos) nahmen wir Berninis zehn Barockengel und die Engelsburg gebührend wahr. Und schon waren wir in einem anderen Staat.
9 • Die Vatikanischen Musseen – google maps aus dem 16. Jahrhundert
Wir betraten die Vatikanstadt. Den kleinsten Staat der Welt mit nur 44 ha. Unsere dreistündige Führung in einer Gruppe von ca. 12 Personen begann. Ach ja, auf Englisch. Alle anderen Führungen waren ausgebucht (Ihr erinnert Euch, ich hatte erst eine Woche vor Abflug gebucht). Ich hatte gar keine Lust. Drei Stunden in der Gruppe. Na ja. Ging ja nicht anders. Durch alle Sicherheitsvorkehrungen, noch einmal verstärkt durch die Corona Pandemie, hindurch und wir waren in den Vatikanischen Museen. Was soll ich sagen, ein Feuerwerk von Eindrücken. Es startete mit Statuen aus der Antike, dann Gemälden, Skulpturen, Fresken vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Ein Highlight nach dem nächsten. Es sind 13 Museen (später las ich, dass ca. 5 Mio. Besucher pro Jahr gezählt werden), mit 50.000 Objekte und 7 Kilometer Länge. Wir liefen in schnellem Schritt und blieben selten stehen. Aufgrund der vielen Besucher war es kaum möglich, schöne Fotos zu machen. Daher hier nur die Deckenbemalungen, die mich wirklich faszinierten. Ich wunderte mich etwas, warum wir so schnell liefen. Es war sogar mir zu schnell. Wir hatten doch drei Stunden Zeit! Mit Knopf im Ohr, über den ich die Reiseleiterin mit ihren Erläuterungen hören konnte, ging ich wegen der Fotos immer der Gruppe hinterher und hatte Mühe, sie in dem Besucherandrang wiederzufinden. Später dachte ich, hätte besser auf das Fotografieren verzichten sollen. Sind aufgrund des Zeitdrucks sowieso nicht so gut geworden. Besser bei der Gruppe bleiben und konzentriert zuhören, denn der Durchgang durch alle Museen war einfach zu schnell, aber offensichtlich notwendig. Ein Raum ist mir ganz besonders in Erinnerung geblieben – der Kartenraum. Hier sieht man in einem 120 m langen Raum mit in goldscheinender Decke 40 große Wandkarten verschiedener Regionen Italiens aus dem 16. Jahrhundert. Sie sind als Fresken direkt in die Wände integriert. Einige haben sogar Stadtpläne integriert. Ich dachte sofort, das ist ja wie google maps nur aus dem 16. Jahrhundert, und schon hörte ich einen ähnlichen Satz aus meinen Kopfhörern.
10 • Genie Michelangelo – Lendenschurz – Respekt
Das Highlight am Ende der Museen erwartete uns: Die Sixtinische Kapelle. Es ist die päpstliche Hauskapelle und berühmt durch das Deckengemälde – Michelangelos Schöpfungsgeschichte. Die Decke ist 41 Meter lang und 21 Meter hoch. Michelangelo hat von 1508 bis 1512 ganz allein, auf einem Gerüst stehend, über Kopf mit einem Kerzenlicht auf dem Hut die Decke in Freskotechnik bemalt.
Wir hatten genug Zeit, um uns ganz in Ruhe ohne Gruppenzwang die Kapelle anzusehen. Ich freute mich darauf, alles auf mich wirken zu lassen und zu fotografieren. Doch falsch gedacht. Fotografieren nicht erlaubt. Wir betraten die Kapelle und als Erstes dachte ich: „Ist die Decke hoch! Unvorstellbar, was Michelangelo da geleistet hat“. Ich vertiefte mich in die Gemälde und war wirklich beeindruckt. Die Erschaffung Adams, das Bild, auf dem der göttliche Funke „überspringt“, ist uns allen bekannt. Ich ging weiter und musste doch mal überprüfen, was es so mit dem Lendenschurz auf sich hat. Unsere Reiseleiterin berichtete kurz vorher, dass Michelangelo im Alter von 60 Jahren den Auftrag bekam, das „Jüngste Gericht“ zu malen. Und er sorgte für einen Skandal. Denn er stellte alle Figuren, auch Christus, nackt dar. Das war 1541. Daraufhin mussten Tücher über die edlen Teile gemalt werden. Schade eigentlich! Später in den 90-igern wurden bei Restaurationen ca. die Hälfte wieder entfernt. Gut so! Übrigens, auch die Wandmalereien verschiedener anderer berühmter Künstler, u.a. Botticelli, Perugino und Rosselli, sind sehr sehenswert.
Nun nahm ich einen Besucher wahr, der ständig mit seinem Handy fotografierte. Auch andere sah ich vereinzelt. Das Wachpersonal kam jedes Mal auf sie zu und bat mit leiser Stimme nicht zu fotografieren. Doch wie dreist, dieser eine Typ fotografierte immer wieder, ging hin und her und versuchte möglichst unauffällig weiterzumachen. Trotz anfänglicher Empörung ging mir nun doch der Gedanke durch den Kopf, ob ich dann vielleicht auch… Ich würde ja so gerne. Außer Ermahnungen schien hier nichts zu passieren. Immer wieder hörten wir die Durchsagen : „Silencio. Niente foto per favore“ (oder so ähnlich).
Dann entschied ich mich, aus Respekt nicht zu fotografieren. Ich bin Gast und habe mich nach dem Wunsch des Gastlandes zu richten. Das wünsche ich mir umgekehrt ja auch. Also, weiter genießen, in die fantastische Malerei „eintauchen“ und in Erinnerung behalten – auch ohne Fotos.
11 • Prunk, einzigartiges Handwerk, Ort der Ruhe und des Glaubens
Nächste Station der Petersdom. Eigentlich sind die Vatikanischen Museen und die Sixtinische Kapelle mit dem Dom durch einen unterirdischen Weg verbunden, doch wegen der Corona Pandemie wurde der Durchgang geschlossen und wir mussten zurück zum Eingang und außen um den Komplex herumgehen. Wieder in der Schlange anstehen und durch alle Kontrollen. Das hatte natürlich viel Zeit gekostet. Mittlerweile wurde mir klar, warum wir so wenig Zeit in den Vatikanischen Museen hatten.
Vor dem Petersdom wurden wir von der Reiseleitung verabschiedet. Die dreistündige Führung war schon vorbei und wir konnten uns den Dom eigenständig anschauen. Uns war das ganz recht. Wir waren mittlerweile müde und die Füße taten weh. Dennoch waren wir gespannt, was uns erwartete.
Und schon wieder ein Superlativ. 2,5 mal so groß wie der Kölner Dom, 132 m Höhe, 211m Länge, 137 m Breite. Mosaiken, soweit das Auge reicht. Der (neue) Bau wurde 1506 begonnen und 1626 beendet. Wir wurden empfangen von einer Hauptkuppel, zehn Nebenkuppeln, 778 Säulen, 395 Statuen. Materialien sind vorrangig römischer Travertin, Carrara Marmor, Stuck, Bronze, Gold. Der Dom wurde über dem Grab des heiligen Apostels Petrus errichtet. Hier befinden sich auch die Grabkammern von 20 Päpsten und anderen bedeutende Persönlichkeiten. Dominierend unter der Hauptkuppel der Papstaltar, 1624 von Papst Urban VII in Auftrag gegeben und von Bernini gestaltet. Alleine um das Ziborium (Baldachin) zu bauen, benötigte Bernini 93 Tonnen Bronze. Die 30 Meter hohe Kuppel darüber wurde von Michelangelo gestaltet. Dieser Altar ist atemberaubend, aber durch die schwarze Bronze auch irgendwie bedrückend.
Wir ließen uns einfach treiben. Jede für sich. Ich sah von weitem einen Altar, der mich besonders anzog. Ich erkannte ein Tuch und dachte, dass das wohl Stoff sein müsse. Oder doch nicht? Es ist das Denkmal des Papstes Alexander VII und gilt als das Prachtvollste im Petersdom. Es wurde von seinem Protegé Bernini geschaffen. Seine letzte Arbeit mit 80 Jahren. Unter einem Leichentuch aus rotem Marmor! (ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, so echt sah es aus) streckt ein Totengerippe eine abgelaufene Sanduhr heraus. Darüber die knieende Figur des Papstes.
Nicht zu übersehen die Cathedra Petri (Stuhl des Heiligen Petrus für den ersten Papst der Kirche), 1666 von Bernini ebenfalls im Auftrag von Alexander VII. geschaffen. Die Taube im Strahlenkranz symbolisiert den Heiligen Geist. Der gesamte obere Teil ist vergoldet.
Immer wieder ging mein Blick nach oben zu den farbenfrohen und perfekt angeordneten Mosaiken an den Deckengewölben. Foto! Dieses handwerkliche Können in Zeiten des römischen Barocks und der Renaissance lassen mich nicht nur staunen, sondern auch bescheiden werden. Wie viel Arbeit, Lebenswerke, Ehrgeiz, unbändiger Wille zur Perfektion und wohl auch Leid stecken in den Arbeiten. Unglaublich!
Es war schon dunkel, als wir aus dem Petersdom hinausgingen. Ein wunderschön angestrahlter Petersplatz empfing uns. Die Kolonnaden bilden übrigens die Staatsgrenze zwischen der Vatikanstadt und Italien.
Nun ging nichts mehr. Müde, etwas verschwitzt und mit schmerzenden Füßen ab ins Taxi zum Campo de Fiori.
12 • Mondorlini, Pistaccini al pistacchio, Cannoli ….
Gleich vorab. Wir hatten einen Restauranttipp-„Mariuccia“. Wir schlenderten also über den Campo de Fiori, auf unserer rechten Seite etwas touristisch mit schriller Beleuchtung, lauter Musik, da befand sich auch das empfohlene Restaurant. Die Restaurants auf unserer linken Seite gefielen uns auf den ersten Blick allerdings besser. Wir entdeckten ein ansprechendes Lokal mit einem Tisch in der ersten Reihe. Das war unser! Denn wir wollten beim Essen unbedingt den Blick auf den Platz genießen und „Leute gucken“. Mein Gericht war sehr gut (mit Pilzen gefüllte Ravioli, Sauce super), das meiner Freundin (Risotto) eine Katastrophe. Schmeckte nach gar nichts. Wie geht das? Nun ja, man kann nicht alles haben. Dafür Logenplatz. Der Campo de Fiori ist tagsüber ein großer Markt für Lebensmittel und auch Kleidung. Hätte uns auch sehr interessiert. Beim nächsten Besuch.
Als wir nach dem Essen den Platz verließen, stießen wir zufällig auf eine Bäckerei, die auch eine große Auswahl an italienischem Gebäck aus eigener Produktion verkaufte. Mandorlini, Pistaccini al pistacchio, Cannoli… Sie zogen mich magisch an. Ich kaufte gleich sechs Stück. Fantastico! Delizioso! Was für ein Genuss. Die Besten, die ich je gegessen hatte. Allerdings so gehaltsvoll, dass ich schon nach einem satt war. Ich weiß leider nicht mehr, wie die Bäckerei hieß. War es vielleicht „Forno Campo de Fiori“?
„Wollen wir noch in den Stadtteil Monti fahren? Mit dem Taxi? Und von dort zu Fuß ins Hotel?“ Ja, wir wollten. Am Piazza della Madonna die Monti stiegen wir aus. Ein wunderschöner Platz mit einem Brunnen, umgeben von Bars und Restaurants. Monti ist der älteste Stadtteil Roms. Und gilt mittlerweile als das hippe Szeneviertel Roms. Da durften wir nicht fehlen! Wir bummelten durch die Gassen. Überall Bars, Trattorias, Restaurants, hauptsächlich junge Leute. Tolle Atmosphäre. „Vielleicht kommen wir morgen Abend zum Essen wieder? Mal sehen.“
Langsam trollten wir uns zurück zum Hotel. Was für ein eindrucksvoller Tag. Und nun hatte ich eine leise Ahnung, dass wir in diesen wenigen Tagen Sehenswürdigkeiten, Kultur und Geschichte Roms nur ganz leicht streifen können.
13 • Wunderbare Ruhe, eine gewisse Trägheit, alte Fassaden
Auf nach Trastevere, jenseits des Tiber. Früher das Arbeiterviertel Roms, mittlerweile das Trendviertel mit vielen Trattorias, Bars, Kunsthandwerkläden, Budget Hotels. Um ca. 11 Uhr betraten wir das Stadtviertel. Eine wunderbare Ruhe, eine gewisse Trägheit, alte Fassaden, mit Blumen geschmückte Terrassen. Wir waren verzückt. In einer Seitenstraße in der Sonne sitzend nahmen wir den ersten Espresso zu uns und beobachteten die Passanten und wohl auch langjährige Bewohner, die trotz Gentrifizierung noch nicht weggezogen waren. Dann machten wir uns auf den Weg zu einem Kunsthandwerkladen, der uns als Insidertipp im Reiseführer empfohlen wurde. Briefpapier, Tagebücher, Taschenkalender – Papierprodukte von Hand hergestellt. Dort würden wir vielleicht ein Mitbringsel finden? Noch längerer Suche bestätigte uns ein Mitarbeiter einer in der Nachbarschaft liegenden Trattoria , dass es das Geschäft nicht mehr gibt. Wegen der Corona Pandemie? Wir wissen es nicht. Auf jeden Fall schade.
Nun mussten wir mal etwas essen, auf das Frühstück hatten wir verzichtet. Von mehreren Seiten hörten wir vom Enzo Al 29. Es liegt etwas außerhalb des Zentrums sehr nah am Ufer des Tiber. Endlich gefunden erblickten wir zu unserem Entsetzen eine lange Warteschlange (Reservierungen werden übrigens nicht angenommen). Singles, Paare, Familien mit Kinderwagen warteten geduldig auf freie Plätze. Die Zeit hatten wir leider nicht. Also den ganzen Weg wieder zurück. Doch was war los? In der Zwischenzeit hatten sich die kleinen Straßen und Gassen so mit Besuchern gefüllt, dass uns ein ganz anderes Trastevere „entgegenschlug“. Was für ein Unterschied. Unser Ziel war nun die Trattoria Tonnarello. Ebenfalls eine Empfehlung (und auch hier keine Reservierung möglich). Wir passierten sie bereits am Vormittag und sie machte einen wirklich guten Eindruck. Nur da hatten wir noch keinen Hunger. Um es kurz zu machen. Nun war kein Platz mehr zu bekommen. Also irgendwo eine Kleinigkeit gegessen und ab ins Taxi zu unserer zweiten gebuchten Führung.
14 • Mit Amy Winehouse durchs Klassische Rom
Kolosseum, Forum Romanum und Palatin standen auf dem Programm. Wieder eine dreistündige Führung, allerdings auf Deutsch. Wir wurden von einer jungen, witzigen und gut gelaunten Römerin empfangen, die mich optisch an Amy Winehouse erinnerte.
Das Kolosseum, das größte Amphitheater der römischen Antike. Erbaut 72 n. Chr. von Kaiser Vespasian und fertigstellt 80 n.Chr. von seinem Sohn und Thronfolger Titus. Hier wurden zur Unterhaltung und Belustigung der Bevölkerung Roms sehr grausame und brutale Gladiatoren- und Tierkämpfe durchgeführt. Der Eintritt war für die Bewohner Roms kostenlos. Wir gingen hinauf in die obersten Ränge, früher der Platz für Frauen, Sklaven und Plebejer (das gewöhnliche, ungebildete Volk). Hier hatten wir einen wirklich beeindruckenden Blick über das Bauwerk. 50.000 Zuschauer fanden dort Platz. Anfangs wurde die Arena auch geflutet und für Schiffskämpfe genutzt. Später nach der Unterkellerung war das nicht mehr möglich. Dort wurden unterirdische Gänge, Falltüren, Laufkäfige und Aufzüge für die wilden Tiere gebaut sowie Umkleidekabinen und Waffenräume für die Kämpfer. Das Kolosseum wurde ca. 450 Jahre für Veranstaltungen dieser Art genutzt.
Nun berichtete „Amy“ vom geplanten U-Bahn Bau, der dritten U-Bahnstrecke durch Rom. Sie soll von Nordwesten nach Südosten verlaufen, unter dem Kolosseum hindurch. Gelder müssen her, um die Stabilisierung des Kolosseums zu gewährleisten. Sie sind allerdings bis heute nicht geflossen. Archäologen warnen vor der Zerstörung dieses einzigartigen Bauwerks. „Und das bedeutet“, so „Amy“ augenzwinkernd, „dass ich dann meinen Job los bin.“ Trotz aller Ernsthaftigkeit, genau mein Humor.
15 • Hier würde ich auch gerne wohnen
Weiter ging es zum Palatin, einem der sieben Hügel Roms. Hier fanden sich schon seit dem 10. Jahrhundert v. Chr. menschliche Ansiedlungen. Durch die Jahrhunderte hindurch wohnten hier wohlhabende Römer, Aristokraten, Konsuln, Volkstribune, Redner wie Cicero, Crassus, Octavius (den Lateinern unter Euch bestimmt bekannte Namen). Später residierten hier auch die römischen Kaiser.
Trotz Warteschlangen und schon wieder Taschen- und Ausweiskontrollen war ich sehr froh, dass wir auch diesen Teil sahen. Hier waren wir in unserer Gruppe wirklich fast allein. Die Besucher verteilten sich und wir erlebten einen entspannten Spaziergang zwischen alten Ruinen, schön angelegten Parks und Gärten, altem Baumbestand und einem beeindruckenden Blick über die Stadt. Dank einiger reicher Familien Roms, besonders der Familie Farnese, die im 16. Jahrhundert den Palatin auf diese Art und Weise gestaltete (Farnesische Gärten), kann man bis heute diese Idylle erleben. Ich konnte gut nachempfinden, wie herrlich es gewesen sein musste, hier zu wohnen. Würde mir auch gefallen.
16 • Wirken lassen und nachlesen
„Amy“ führte uns zum Schluss zu einem besonderen Aussichtspunkt, von dem man einen beeindruckenden Blick über das Forum Romanum hatte. Das politische Zentrum Roms und des gesamten Römischen Reiches. Unser nächstes Ziel.
Auch hier stieg sie tief in die römische Geschichte ein. Titusbogen, Haus der Vestalinnen (sechs Priesterinnen, die das Haus des Heiligen Feuers hüteten und für die das Forum Romanum ursprünglich als Heiligtum gedacht war), die Basilica lulia (die Gerichtshalle), Triumphbogen des Septimius Severus, wir gingen auf der Via Sacra zur Rostra, der Rednertribune, und vieles mehr wurde uns von „Amy“ mit Zahlen und profundem Geschichtswissen erklärt. Es waren so viele Informationen, dass ich mir vornahm, alles nach meiner Rückkehr in Ruhe nachzulesen.
Der Rundgang war beendet. Herzlicher Abschied von unserer lieben Reiseleiterin und nach kurzer Nachfrage bei ihr, wegen momentaner Orientierungslosigkeit, zeigte sie uns den Ausgang in Richtung Viertel Monti.
17 • Monti – das Beste war ausgebucht
Eigentlich direkt vor unserer Nase. Einmal über die Straße und schon standen wir im Monti Viertel, durch das wir gestern schon spätabends in Richtung Hotel bummelten. Heute wollten wir uns die Geschäfte ansehen und zu Abend essen. Es war noch nicht zu spät und die Geschäfte waren geöffnet. Auch hier eine interessante, ansprechende Auswahl, von Kleidung, Schuhen, Lederwaren bis zu Kunst und Porzellan. Es war wirklich eine Freude durch die Straßen und Geschäfte zu bummeln. Mein favorisiertes Restaurant, die „Tavernelle“ war online schon vor Tagen ausgebucht, doch vielleicht hatten wir ja Glück. Leider nicht. Ich hatte die Gelegenheit mit der Besitzerin oder Geschäftsführerin zu sprechen. Sie meinte nur, keine Chance an den Wochenenden, am besten schon Wochen vorher reservieren. Und fügte lachend hinzu: „Sie haben schon Recht, wir sind die Besten hier.“ Ich sah auf die Teller der Gäste. Es sah wirklich richtig gut aus. Wir gingen dann ganz in der Nähe in eine eher einfache Trattoria mit einer riesigen Bierkarte. Selbst gebrautes Bier, das herrlich schmeckte. Das Essen war ganz ok. Aber eher Kleinigkeiten. Die Stimmung hervorragend. Ihr erkennt schon den roten Faden, oder? Gutes Essen in Rom in schöner Atmosphäre am Wochenende, ohne Reservierung, unmöglich! Übrigens, das „Sciue, Sciue“ und das „Olivia“ machten auch einen guten Eindruck. Wir wollten nur gerne draußen sitzen und auf weiß eingedeckte Tische hatten wir an dem Abend keine Lust.
18 • Keine Termine, keine Führung
Letzter Tag/Abreise. Immer noch gutes Wetter. Welches Glück. Spaziergang in den Norden der Stadt, hoch über der Spanischen Treppe vorbei zum Park Villa Borghese auf dem Hügel Pincio. Es war Sonntagvormittag. Am Eingang vom Piazzale Napoleone, genossen wir den Blick über die Piazza del Popolo und die Altstadt bis zum Vatikan und Petersdom. Ein Gitarrist spielte, Kinderlachen, junge Leute fuhren auf angemieteten „Rischkas“ durch den Park und wir setzten uns auf eine Bank in die Sonne. Hatten wir Lust die Villa Borghese zu besichtigen? Wir wussten, es erwartet uns ein wunderschön angelegter 5km² großer Park aus dem 17. Jahrhundert mit See und Wasserspielen, Tempel und als Highlight die Galleria Borghese. Sie beherbergt eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt. Wenn ich schon so frage, dann wohl nicht. Wir hatten ja nur begrenzt Zeit und der Park musste daher auf unseren zweiten Rom Besuch warten. Stattdessen gingen wir den Hügel hinab, über die Piazza del Popolo, in die Via del Corso.
Der Piazza del Popolo (Platz des Volkes) wurde 1811-1822 gebaut, um die Besucher und Pilger aus dem Norden willkommen zu heißen. In der Mitte der 36 m hohe ägyptische Obelisk und zwischen den beiden fast identischen Barockkirchen Santa Maria die Miracoli und Santa Maria in Montesanto beginnt die Via del Corso. Heute wird der Platz gerne für Demonstrationen, Versammlungen und wohl auch Konzerte genutzt. Die Via del Corso ist eine 1,7 km lange Einkaufsstraße mit der bekannten Einkaufspassage „Galerie Alberto Sordi“ (eröffnet 1922).
Jetzt noch ein Mittagessen und dann zum Flughafen. Schon Tage zuvor fiel mir ein kleines Restaurant auf, die Terrasse eher dunkel in die Ecke gequetscht, ganz in der Nähe der Via del Corso. Irgendwie hatte die was. Nun versuchten wir einen Platz zu ergattern, doch Fehlanzeige, ausgebucht. Aber ich bin sicher, meine Trüffelnase funktionierte. Ambiente, Gerichte und Besucher sagten mir richtig gut zu. Hier war alles stimmig. Also für das nächste Mal notiert. Es ist das „Coso Ristorante“ in der Via in Lucina.
Nach Salat und Spaghetti in der Nähe ging es mit dem Taxi zum Hotel, dort Koffer eingeladen und weiter zum Stazione Termini. Dann mit dem Leonardo Express zum Flughafen. Perfetto!
Was ist ein Muss für den nächsten Rom Besuch? Besichtigung des Pantheon, Vatikanische Museen auf eigene Faust und in eigenem Tempo, Park Villa Borghese mit Galleria und die Kirche San Clemente, die mir ein Bekannter als besonderen Tipp mit auf den Weg gab. Die Kirche liegt in der Nähe des Kolosseums. Durch Überbauungen kann man hier eine Zeitreise durch alle römischen Epochen bis zurück zu den Etruskern erleben, die schon im 6. Jahrhundert vor Christus den Abwasserkanal „Cloaca Massima“ anlegten, um den Sumpf trockenzulegen. Darauf entstand dann das Forum Romanum.
Wenn ich schon in Rom keine Chance auf ein wirklich gutes Essen hatte, dann koche ich es mir eben selbst. Hier geht es zum „Risotto mit Jakobsmuscheln und Chorizo“.