Santorin, 5 Tage im September 2022

Ankunft in Santorin

Nun hatten wir es glücklich geschafft und die bisher einzige Fähre an diesem Tag von Paros nach Santorin erwischt. Meine Befürchtung, dass die Überfahrt aufgrund des Sturmes sehr unruhig wird, hatte sich zum Glück nicht erfüllt.

1 • Ankunft

Von weitem empfing uns schon der wunderschöne Anblick der Steilküsten von Santorin mit den weißen Bergdörfern, die wie Schnee auf den Klippen zu liegen scheinen.

Santorin ist eine Vulkaninsel. Sie liegt auf dem Rand der Caldera, also eines kesselartigen Vulkankraters, der vor 3500 Jahren durch Explosion entstanden ist. Dieser Vulkankrater wurde geflutet und die Hauptinsel, Santorin entstand in Sichelform. Die Caldera hat einen Durchmesser von 11km (N-S 11 km und O-W 9 km) und ist bis zu 400 m tief. Die höchsten Punkte der Steilküste Santorins fallen zur Caldera hin bis zu 300 m tief ab. Dies zur Erklärung, wenn ich später von der Caldera spreche und auch, um Euch die Ausmaße deutlicher zu machen.

Für den Transfer in unser Hotel hatten wir schon frühzeitig einen Transfer organisiert. Das war auch gut so, denn am Hafen gab es einen großen Ansturm auf die Transportmöglichkeiten, auch aufgrund der Verspätungen an diesem Tag. Wir mussten minutenlang unseren Fahrer suchen, so voll war es.

Wir hatten eine Unterkunft in Firostefani gebucht. Es war schon spät und dunkel, als wir ankamen und so aßen wir nur noch gegenüber in einem Restaurant ein Abendessen. Mein Fava (Erbsenpüree) mit Oktopus und das Risotto meiner Tochter waren hervorragend.

2 • Sprachlos

Als Standort hatten wir uns für die Stadt Firostefani bei Fira entschieden. Fira ist Zentrum der Insel mit zentraler Busstation, von der man alle Ziele auf der Insel erreichen kann. Wir wollten spontan entscheiden, ob die Anmietung eines Autos wirklich nötig ist.

Unser Hotel befand sich ca. 15 Minuten Fußweg vom Zentrum entfernt und liegt zwischen Fira und Firostefani. Um die Autostraße zu vermeiden, folgten wir dem Hinweis, den Fußweg parallel zu Straße zu nehmen. Dieser verwandelte sich nach fünf Minuten in eine Gasse mit Unmengen von Geschäften, Restaurants und Bars. Laut, Gedränge, viel Ramsch – gefiel mir gar nicht. Einige wenige Läden mit qualitativ guten Angeboten. Die taten mir fast leid.

Angekommen. Wir standen am Kraterrand und uns schlug ein atemberaubender Blick auf die Stadt Fira und die Caldera entgegen. Wow! Wir waren sprachlos. Wunderschön. Wir alle kennen die Fotos, doch diesen Anblick sollte man mit eigenen Augen erleben.

Unser Ziel war das Irianas Café. Der Tipp einer Freundin, die Santorin verliebt ist, und sich dort einmal im Jahr aufhält. Danke, danke. Ein toller Tipp. Das Café „klebt“ wie so viele andere Einrichtungen am Kraterrand, verteilt sich über mehrere Etagen und ein Steintor dient als Eingang. Ein außergewöhnlicher und origineller Anblick. Im Irianas Café hatten wir einen herrlichen Blick auf das Meer und rechts und links auf Fira. Benachbart die PK Cocktail Bar, in der wir für unseren letzten Abend einen Platz reserviert hatten. Bei Irianas nun ein kleines Frühstück, von diesem Moment an wurde Joghurt mit Honig und Nüssen mein Standardfrühstück, und einfach nur genießen! Der Ausblick, der Wind, die feine Musik im Hintergrund. Herrlich!

3 • Kampf durch die Massen – es lohnt sich

Diese Idylle verließen wir nun, um mit dem Bus Richtung Oia zu fahren. Ein harter Kontrast. An der Busstation gab es großes Gedrängel und Geschiebe, um einen Platz in die Busse zu ergattern. Wir hatten unseren Santorin Besuch extra in die zweite Woche im September gelegt in der Hoffnung, dass es dann nicht mehr so überlaufen ist, doch das war eine Fehleinschätzung. Später sagten uns Einheimische, die beste Reisezeit seien wohl April oder Oktober/November. Dann sei es deutlich ruhiger.

In Oia angekommen wurden die Touristen nicht weniger. Im Gegenteil. Es war wirklich voll. Meiner Tochter gingen die Menschenmassen schnell auf die Nerven. Teilweise ging es nur im Gänsemarsch nacheinander durch die Gassen. Ich hatte mich schnell daran gewöhnt bzw. es hingenommen. Es war ja damit zu rechnen und nicht zu ändern. Allerdings dauerte es doch recht lange, bis ich mal ein Foto machen konnte, ohne dass Touristen vor die Kamera liefen. Nicht, weil ich den Eindruck erwecken möchte, dass meine Tochter und ich hier alleine unterwegs waren. Nein, ich wollte nur die Schönheit dieses Ortes auf das Foto bannen. Und was für ein Schönheit! Oia ist im Vergleich zu Fira noch einmal eine Steigerung. Manchmal stand ich minutenlang am Kraterrand und schaute auf dieses „Wimmelbild“. Nur um herauszufinden, wo sich die aneinander und ineinander verschachtelten Häuser, Hotels, Restaurants, Kirchen und Plätze voneinander trennen. Faszinierend!

3 • Tänzelnde Boote und Cliffhanger

Nun ging es die Steilküste hinunter zum Hafen von Amoudi. Auch ein Tipp meiner Freundin, der aber wohl kein Geheimtipp mehr ist. Viele breite Stufen führten hinunter und auf halbem Weg kamen uns die ersten Touristen auf dem Rücken von Maultieren entgegen, denen der Aufstieg wohl zu anstrengend war. Schrecklich, dachte ich. Die armen Tiere. Das käme für mich nicht in Frage. Unten angekommen standen wir an einem kleinen malerischen Hafen mit einigen Fischrestaurants, eins reihte sich an das andere. Wir sollten unbedingt zu Dimitris gehen, so der Tipp meiner Freundin. Gesagt, getan. Obwohl eigentlich nur durstig, in der Mittagshitze war der Hunger nicht groß, bestellten wir uns kleine Vorspeisen, Wasser und ein Bier. Das zischte. Der Blick auf die Bucht mit den auf den Wellen tänzelnden Booten – unbeschreiblich schön. Aus Neugierde studierte ich dann doch die Speisekarte genauer. Der frische Fisch hörte sich zwar verführerisch an, aber hier war das Essen wirklich teuer. Zu dieser Uhrzeit was das Lokal nur halb voll, daher fühlte ich mich wegen unserer kleinen Bestellung nicht „schuldig“. Ich nahm niemandem den Platz weg. Ich bin mir allerdings sicher, dass man abends nicht nur mit Vorspeisen davonkommt.

Das „Dimitri“ ist das Letzte der Fischlokale und gleich im Anschluss kann man an den Felsen entlang zu einer versteckten Bucht laufen und schwimmen gehen. Auch das wollten wir uns ansehen, unsere Badesachen hatten wir dabei. Nun, das Klettern zwischen und teilweise über die Felsen machte mir nichts aus, doch als wir einen großen Felsen außen umgehen mussten, also direkt am Wasser entlang, musste ich unwillkürlich an den Film „Cliffhanger“ mit Sylvester Stallone denken. Ha. Ha. So schlimm war es nicht bei dieser geringen Höhe, dennoch passte ich sehr auf, dass ich nicht ausrutschte und ins Wasser fiel. Die Bucht ist nicht spektakulär. Einige, vor allem junge Besucher, lagen auf den Felsen und sonnten sich. Auf das Schwimmen verzichteten wir und machten uns auf den Rückweg.

Am „Stallone Felsen“ vorbei, durch die Restaurants bis zur Treppe. Da sah ich am Ende der Bucht Autos in der Sonne glitzern. Ein Parkplatz. Klar. Irgendwie musste man die Restaurants ja auch mit Autos erreichen können.

4 • Maultiere, Hitze und Bootcamp

Nun standen wir vor den Stufen und der Blick hinauf stimmte mich nicht gerade fröhlich. Schon nach kurzer Zeit wurden meine Beine schwer und ich merkte plötzlich den Alkohol, den ich übermütig wie ich war, im Lokal getrunken hatte. Wie konnte ich nur so dumm sein. In der Mittagshitze Bier zu trinken, zumal ich wusste, dass ich die Steilküste wieder hochkraxeln musste. Ich schimpfte mit mir selbst. Die Badetasche wurde immer schwerer. Maultiere versperrten den Weg. „Liebe Tierchen, ich muss mich mal vorbeiquetschen. Bitte nicht schnappen oder austreten“. Vor mir meine Tochter, die Bootcamp trainiert die Stufen wie eine junge Gazelle hinaushüpfte, manchmal stehenblieb und auf mich wartete. Da hörte ich sie sagen: „Mama, du musst die Stufen immer mit einem unterschiedlichen Fuß nehmen. Das stärkt die Bein- und Pomuskulatur gleichmäßig!“ Ich glaubte, nicht richtig zu hören. Wie bitte? Mein Po war mir in diesem Moment so egal. Ich wollte nur endlich oben ankommen!

Irgendwann begann ich die Stufen zu zählen, um mich abzulenken. Die Zahl ist seitlich an der Mauer eingetragen. Stufe 108, drei kleine Schritte, Stufe 109, zwei kleine Schritte usw. Bei Stufe 230 war es geschafft. Puh! Eins sage ich Euch. Das nächste Mal mit dem Auto. Dann kann ich auch mit gutem Gewissen ein Glas Bier oder Wein trinken.

Wir bummelten noch etwas durch Oia. Auch hier rauf und runter. Wunderschöne Geschäfte, geschmackvolle Produkte, auch Handwerk, alles liebevoll dekoriert. Der Besucherandrang hatte nachgelassen, daher machte das Flanieren und Stöbern jetzt deutlich mehr Spaß. Natürlich wurden wir auch wieder „fündig“.

Zurück in Fira eine Kleinigkeit zu Abend gegessen und dabei den berühmten Sonnenuntergang mit Blick auf die Caldera genossen.

5 • Hoch auf einem Felsen thronend

Am nächsten Morgen bot sich ein Spaziergang in den Norden an. Über den Ort Firostefani nach Imerovigli. Auch diese Tour kann ich nur empfehlen. Wir waren immer noch süchtig nach den fantastischen Ausblicken auf die Dörfer, die an den Felsen „kleben“, und auf das Meer, also die Caldera, mit den vorgelagerten Inseln Thirasia, Nea Kameni und Palea Kameni. Man bleibt automatisch am Kraterrand stehen und genießt. Und versucht zum x-ten Mal, das perfekte Foto zu machen, um diese Stimmung einzufangen.

In Firostefani kann ich das Galinis Cafe sehr empfehlen. Kurzer Stopp für ein Getränk und wie kann es anders sein mit fantastischem Ausblick. Weiter Richtung Imerovigli. Hier geht es rauf und runter durch verwinkelte Gassen und immer wieder wird man überrascht von zuerst unscheinbaren Hoteleingängen und kleinen Cafés. Wir entdeckten ein Café hoch auf einem Felsen thronend direkt an die Felskante gebaut. Tief um uns herum nur Wasser. Schon wieder ein Highlight. Es ist die Rocka Café Bar. Auch dem Rückweg nahmen wir in Firostefani nicht den Weg durch das Städtchen, sondern an der Steilküste entlang. Hier wieder ein Restaurant neben dem nächsten, alle mit fantastischem Blick. Am Ende der Promenade fiel mir der Name eines Restaurants auf. Das hatte mir meine Freundin doch auch empfohlen, das Volcanos on the Rocks. Es machte einen sehr guten Eindruck und man hatte einen tollen Blick auf Fira. Leider schafften wir es während unseres Aufenthaltes zeitlich nicht mehr hier einzukehren, dennoch möchte ich Euch dieses Restaurant als Tipp empfehlen.

6 • Ziel am Horizont und FKK am Mondstrand

Es war früher Nachmittag und es ging nicht wie geplant mit dem Bus ab Fira Bushaltestelle, sondern kurzentschlossen mit dem Taxi ganz in den Süden, denn wir hatten den Bus verpasst. Tipp für alle Busreisenden: Macht am besten ein Foto von den Fahrplänen, die an der Bushaltestelle aushängen, da sich die Abfahrten von Woche zu Woche ändern. Dann seid Ihr immer auf dem aktuellen Stand.  Unser nächstes Ziel heute war der Vlychada Beach und als Abschluss des Tages Abendessen in der Theros Wave Bar an diesem Strand. Angekommen sahen wir eine kleine Strandbar, die definitiv auch von der Lage her nicht die Theros Wave Bar sein konnte. Einige Reihen mit Liegestühlen und Sonnenschirmen vor dieser kleinen Bar. Ich war irritiert. Wo war denn der fast menschenleere Strand und die Bar, von der ich schon einen ungefähren Eindruck aus dem Internet hatte. Ich fragte in der Strandbar nach. Ein Grinsen ging über das Gesicht des alten Mannes. Da hinten. Wo? Ich sah immer noch nichts. Meine Tochter entdeckte ein Glitzern weit, weit entfernt. Oh nein. Dahin müssen wir laufen? Doch natürlich ging für mich kein Weg daran vorbei. Also los! Es war übrigens sehr heiß. Fußweg am Meer entlang ca. 20 Minuten. Der Strand wurde immer leerer. Die Landschaft war umwerfend schön. Soll heißen, die fast weiße Felsküste, die direkt am Anschluss des Strandes hoch und steil in den Himmel ragt im Kontrast zu dem schwarzen Sand. Dieser Strand wird auch Mondstrand genannt wegen der Felsen, die der Mondlandschaft ähneln. Nach ca. der Hälfte des Weges wurde der Strand nicht nur immer leerer, er entpuppte sich als FKK Strand. Davon hatte ich gelesen, aber ganz vergessen, meiner Tochter davon zu erzählen. Sie war begeistert und ließ sich gleich nieder. Ich konnte die Theros Wave Bar nun gut erkennen und musste erst mal die Lage checken. Konnte man von hier aus auch zur der Bar laufen? Gab es eine Verbindung oder mussten wir erst wieder zurückgehen. Ich lief also weiter. Alles war gut. Man konnte problemlos die Bar erreichen.

Wieder zurück sah ich schon von weitem meine Tochter unbekleidet am Strand liegen. Ich dann wie gehabt im Bikini daneben. Der Strand hat schwarzen ganz weichen Sand. Das Wasser ist herrlich. Allerdings benötigt man hier wegen der vielen Steine am Meeresboden Wasserschuhe, die ich zum Glück in meiner Badetasche hatte. Die Atmosphäre war so wunderschön. Fast surreal. Es war schon nachmittags und die Sonne schien nicht mehr so grell. Das Licht wurde immer schöner. Schließlich überredete mich meine Tochter, mir den Bikini auszuziehen. Wir seien doch fast alleine und keiner achte darauf. Nun gut. Es ist nie zu spät, etwas Neues auszuprobieren. Ich fühlte mich wohl und war fast traurig, dass wir uns nun allmählich aufmachen „mussten“, denn wir wollten den Sonnenuntergang in Verbindung mit dem Abendessen in der Theros Wave Bar genießen.

7 • Sonnenuntergang, Bootsperlen und Dean Martin

Richtige Entscheidung. Diese Bar, die auch eine gute Menükarte hat, ist ein Muss. Ihr seht es auf den Fotos. Unser Risotto mit Aal und Melone war hervorragend. Interessante Kombination, muss ich zu Hause mal nachkochen. Dazu eine Flasche Blue Monkey, das lokale, auf Santorin gebraute Bier. Schmeckt wirklich gut. Der Sonnenuntergang war wunderschön und ich sah am Horizont viele Katamarane und Segelboote, die wie Perlen aufgereiht wohl ihren Heimathafen ansteuerten. Nun fiel mir ein, dass das nur der Yachthafen von Vlychada sein konnte. Davon hatte ich schon gehört und das war unser Ziel zum Abendessen am nächsten Tag. Dazu später mehr.

Für Euch gut zu wissen. Ihr könnt die Theros Wave Bar auch direkt mit dem Auto erreichen, allerdings nicht mit dem Bus. Auch Euren Strandtag könnt Ihr hier wunderbar verbringen. Es wird eine sehr schöne Beach Landschaft geboten. Geschmackvolles Mobiliar mit angenehmer Musik im Hintergrund.

Wir mussten nun den ganzen Weg am Wasser entlang zügig zurücklaufen, nicht nur um den letzten Bus zu erwischen, sondern vor allem um die Dunkelheit zu vermeiden. Da blieb mir fast das Herz stehen. Meine Tochter lief vor mir her und ich sah hoch über der Steilküste den Mond scheinen. Mondlandschaft mit aufgehendem Mond. Besser geht es ja gar nicht. Schnell, schnell machte ich Fotos. Da fing meine Tochter an, zum Lied von Dean Martin „That’s Amore“ am Strand entlang zu tänzeln. „When the moon hits your eyes like a big pizza pie, that‘s amore…“ Also, dieser Ort hat es irgendwie in sich. Diese Momente werde ich nie vergessen.

Zur Überbrückung bis zur Abfahrt noch ein Bierchen an der kleinen Strandbar am Ende des Strandes, und dann hoch in den Ort Vlychada und zur Bushaltestelle. Dort warteten wir geschlagene 35 Minuten, bis der Bus endlich kam. Wir ließen uns zwischenzeitlich im benachbarten Restaurant versichern, dass wir hier richtig seien und der Bus immer Verspätung habe. Unsere gute Laune konnte das nicht verderben. Die Busfahrt zurück dauerte ewig, denn es wurden viele Haltestellen angefahren. Wie gut, dass wir für den Hinweg (gezwungenermaßen) ein Taxi genommen hatten, sonst hätten wir kaum Zeit am Strand gehabt. Schicksal? Zufall?

Endlich in Fira angekommen. Versandet und mit Strandmatte unterm Arm noch schnell in der angesagten und schicken PK Cocktail Cocktail Bar einen Tisch für den letzten Abend auf Santorin reserviert und durch das wunderschöne Fira bei Nacht zurück ins Hotel, Dusche und Bett. Was für ein fantastischer Tag!

8 • Endlich Auto und volles Programm

Unser vorletzter Tag auf Santorin. Ein Auto musste her, denn unser Ziel war noch einmal der Süden.  Wir hatten einen Tisch reserviert im Restaurant To Psaraki in Vlychada, das uns von meiner Freundin empfohlen wurde. Also genau dort, wo wir gestern Abend an der Bushaltestelle standen. Unser Programm heute: Das Bergdorf Pyrgos, Red Beach, das Museum von Akrotiri, unbedingt noch einmal die besondere Stimmung am Strand Vlychada genießen und dann um die Ecke in das Restaurant To Psaraki. Kurz vor Abfahrt wurden wir von der Dame an der Hotelrezeption überredet, die Reservierung zu stornieren und lieber in das benachbarte Restaurant zu gehen, das traditioneller, qualitativ besser und deutlich günstiger sei. Diesem Rat folgten wir, was ein Fehler war. Das Essen war dort nicht gut und die Stimmung nicht traditionell, sondern eher für Touristen „gestrickt“. Wir haben das sehr bedauert, denn fast nebenan im Restaurant To Psaraki sahen die Speisen hervorragend aus und die Atmosphäre war deutlich netter.

9 • Fußkettchen und Spoon Sweet

Nun ging es erst einmal in Richtung Pyrgos, dem höchstgelegenen Bergdorf der Insel. Auf der 350m hohen Bergspitze befindet sich das Dorf mit kleiner Burg. Vom unteren Dorfplatz mit Geschäften und Kiosken führen zwei Gassen hinauf. Auch hier einige Geschäfte. Inspiriert durch meine Tochter gefiel mir der Gedanke schon seit einigen Tagen, mir ebenfalls ein Fußkettchen zuzulegen. Und hier wurden wir fündig. Eine Silberkette mit türkisfarbenen „Evil Eye“ Steinchen (gegen den bösen Blick). Dieses Glückssymbol sieht man überall auf den Inseln. Egal ob auf Shirts, Kissen, Möbeln oder Schmuckstücken. Zu meiner Freude kaufte sich meine Tochter das Gleiche. Sozusagen Partnerlook. Nun lief ich also mit – Premiere 2 – Fußkettchen weiter. Die Christós Kirche zog uns in ihren Bann und wir gingen hinein. Spontan zündeten wir dort zwei Kerzen für meine Eltern bzw. Großeltern meiner Tochter an. Beide sind schon sehr alt und leider krank.

In einem Torbogen saß ein Gitarrist, der so gute Stimmung verbreitete, dass immer wieder Touristen sitzenblieben und bekannte Lieder mitsangen. Das gefiel mir richtig gut.

Oben angekommen gibt es ein sehr schönes Café. Hier umrundeten wir die Kirche und genossen den beeindruckenden Blick über die Insel. Mein Ziel für unsere kleine Pause war etwas weiter wieder hinunter die Weinstube Penelope, von der ich gelesen hatte. Hier soll es auch Kleinigkeiten zu essen geben. Diese Weinstube merkt Euch bitte. Entzückend. Hier aßen wir „tomato-keftedes“ (Tomatenbällchen) und endlich probierte ich die typisch griechische Süßspeise Glyko Koutaliou, kurz „spoon sweet“ genannt, in Sirup eingelegte Feigen, Kirschen und/oder Trauben. Das ist die süßeste Speise Griechenlands und wird traditionell Gästen als Willkommensgruß  auf einem Löffel gereicht. Nun ich bekam einen ganzen Dessertteller voll. Es war köstlich, aber etwas viel. Die Feigen schmeckten mir am besten. Auf den besonders guten Wein mussten wir verzichten – es war einfach zu heiß und sowieso dafür nicht die richtige Tageszeit.

10 • Zwischenstopp Red Beach und weiter zum Lieblingsstrand

Weiterfahrt zum Red Beach. Die rote Farbe der Felsen geht auf den hohen Eisengehalt zurück. Offiziell ist dort das Baden verboten. Die Felsen stehen so nah am Strand bzw. der Strand ist so schmal, dass die Gefahr besteht, dass Felsbrocken hinunterfallen. Also Aufenthalt auf eigene Gefahr. Es gibt drei Wege dorthin. Der erste direkt oberhalb des Strandes die Steilküste in Serpentinen hinunter. Das ist der kürzeste und den nahmen wir. Ich drehte allerdings um, denn diesen Weg traute ich unserem uralten Mietwagen nicht zu. Wir entschieden uns dann für den Parkplatz in Akrotiri Beach. Die dritte Möglichkeit. zum Red Beach zu gelangen, war eine Bootstour vom Hafen von Akrotiri Beach. Hier werden auch Touren zum noch etwas weiter entfernten White Beach angeboten.  Gegenüber unseres Parkplatzes war der Eingang zum Museum von Akrotiri. Hier werden die Ausgrabungen dieser ältesten Stadt Europas gezeigt mit den Überresten des Dorfes von vor 3500 Jahren. Gegenüber des Museumseingangs führt der 15-minütige Fußweg zum Red Beach, dem wir folgten. Von oben hatten wir einen guten Blick auf die Bucht. Landschaftlich sehr schön, doch der Strand, rotbrauner Lavakies, war total überlaufen, die Badenden lagen Handtuch an Handtuch. Das gefiel uns gar nicht. Wehmütig dachten wir an „unseren“ Strand von Vlychada. Zurück am Parkplatz entschieden wir uns, bei dem Anblick des Besucherandrangs auf das Museum, diesen Programmpunkt zu überspringen. Obwohl bestimmt sehr sehenswert und interessant, wollten wir nicht auf die schönen Stunden an „unserem“ Strand verzichten. Denn es war mittlerweile schon früher Nachmittag. In knapp 20 Minuten waren wir also glücklich am Vlychada Beach. Ähnlicher Platz wie am Tag zuvor und ab ins Wasser. Dieses Mal passte ich mich nicht nur liegend, sondern auch badend meiner Umgebung an. Also komplett nackt. Nur mit dem heute erstandenen Fußkettchen und den Badeschuhen „bekleidet“. Ha, Ha!

11 • Choreographie der Katmarane

So allmählich machten wir uns auf den Weg, denn wir wollten pünktlich zum Sonnenuntergang in der Taverne sein. Wenn ich auch von der Küche nicht überzeugt war (ich hatte oben schon erklärt, warum wir die Reservierung im benachbarten Restaurant To Psaraki storniert hatten), so hatten wir zumindest einen genauso guten Blick auf den Yachthafen wie vom besagten Restaurant To Psaraki. Dieses empfehle ich Euch unbedingt. Und vergesst nicht, frühzeitig zu reservieren. Achtet darauf, dass Ihr einen Platz vorne an der Steilküste bekommt, sonst könntet Ihr Pech haben und im anderen Bereich dieses Restaurants ohne Ausblick sitzen. Wir schauten also auf den Yachthafen von Vlychada, Anlaufziel für Katamarane und Segelboote. Am vorherigen Tag sah ich ja schon von der Theros Wave Bar die Boote am Horizont, die ihren Heimathafen ansteuerten. Heute nun ein einzigartiges Schauspiel. Wie eine einstudierte Choreographie. Schaut Euch das Video an. Hier solltet Ihr einen Abend verbringen, wenn Ihr auf der Insel seid.

12 • Schicke Cocktails und Essen wie bei Muttern

Unseren letzten Tag auf Santorin wollten wir gemütlich angehen. Eine kurze Busfahrt zum nächstgelegenen Strand, dann schon etwas vorpacken, da der Rückflug am nächsten Tag sehr früh am Morgen war, mal richtig schick machen und frisch geduscht nach Fira. Zum Sonnenuntergang hatten wir ja einen Tisch im der PK Cocktail Bar reserviert. Nur heute spielte das Wetter nicht mit. Es war extrem windig, nebelig und kein spektakulärer Sonnenuntergang zu beobachten. Wir genossen die Zeit trotzdem bei hervorragenden Cocktails. Wo wollen wir zu Abend essen? Fira ist voll von schönen Restaurants und Bars, die alle an der Steilküste liegen mit Blick auf die Caldera. Doch irgendwie war uns heute nicht nach frischem Fisch, den hatten wir schon oft gegessen und das Angebot auf den Speisekarten wiederholte sich. Gerne wollten wir heute etwas mehr Abwechslung. Wir schlenderten unschlüssig durch die Gassen. Da erinnerte ich mich an ein Restaurant, an dem wir schon auf dem Hinweg vorbeigingen und vor dem es eine Warteschlange gab. Es befindet sich mitten im Gassengewirr Firas Richtung Firostefani und stellte sich als das Highlight des Tages heraus. Es ist die Taverne Eleni’s 1955 ex Nikolas. Ein typisch griechisch eingerichtetes Restaurant, schöne Atmosphäre. Die Speisekarte hörte sich verführerisch an. Die Restaurantchefin Eleni berät persönlich. Leider waren zwei Vorspeisen schon ausverkauft, die Spicy Meatballs in Tomatensauce und „Gemista“, Tomaten und Paprika gefüllt mit Reis. Also entschieden wir uns für ein Mousaka und Auberginenmus. Beides köstlich, wieder anders interpretiert, als wir es kannten. Top! Als Hauptspeise teilten wir uns Muscheln in Tomatensauce mit Kräutern. Es war umwerfend köstlich. So gute Muscheln hatte ich noch nie zuvor gegessen. Am Nebentisch wurde ein Fleischgericht serviert. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, was es war, aber auch das sah hervorragend aus. Am liebsten hätte ich nur mal einen Löffel probiert. Hier müsst ihr unbedingt essen gehen, wenn ihr in Santorin seid. Eleni, die zusammen mit ihrem Ehemann Kosta, das Restaurant führt, ist ausgesprochen gastfreundlich und herzlich und das Essen schmeckt wie bei Muttern, mit viel Liebe gekocht. Besser geht es nicht.

Das war der krönende Abschluss unseres Aufenthaltes in Fira und auch unserer Reise auf die Kykladeninseln Paros, Antiparos und Santorin. Ich hoffe, ich habe Euch mit meinen Erlebnissen und Eindrücken so begeistert, dass Ihr mir auf meinen Reisespuren auf diese wunderschönen Inseln folgt.

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