Rheingau Musik Festival, Kloster Eberbach, Eltville, Juni 2022
Das Rheingau Musik Festival zählt zu den größten Musikfestivals Europas zählt, mit über 170 Konzerten von Klassik über Jazz bis zu Kabarett und Weltmusik.
Freunde, die schon seit 20 Jahren zu vielen Konzerten gehen, motivierten mich, zum Eröffnungskonzert im Kloster Eberbach in Eltville mitzukommen.
Ich bin eher dem Jazz, Funk und Soul verschrieben. Mit klassischer Musik hatte ich in meinem Leben nicht viel Berührung, finde sie aber schön, wenn ich gelegentlich einige Stücke höre. Daher war ich durchaus interessiert, nach einer gefühlten Ewigkeit wieder einmal ein klassisches Konzert zu hören.
Dieses Konzert hatte es wirklich in sich. Der Ort alleine, die Klosterkirche, ist schon von einzigartiger Atmosphäre.
1 • Corona finanziell überlebt durch Freunde
Durch die Ansprache Michael Herrmanns, Gründer des Rheingau Musik Festivals, wurde mir erst einmal klar, dass es gar nicht so selbstverständlich ist, dass dieses Musikereignis weiter stattfinden kann. Denn die Corona Pandemie hatte auch die Finanzierung dieses Festivals ins Wanken gebracht. Doch durch Hilfen des Landes Hessen, Sponsoren, Förderverein und Besucher, die auf die Erstattung ihrer Tickets verzichteten, wurde es möglich gemacht. Im letzten Jahr unter Coronaauflagen, in diesem Jahr wieder in vollem Umfang.
2 • Von der Musik davontragen lassen
Das bedeutete, dass das hr-Sinfonieorchester nun erstmalig wieder in Vollbesetzung auftrat. Was für ein Klangerlebnis. Das erste Stück war Das goldene Spinnrad von Antonin Dvorák, die Vertonung eines Märchens um das böhmisches Aschenputtel Dornicka. Ich schwebte mit der Musik dahin und spürte schon, dass es auch um den Kampf zwischen Gut und Böse geht. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich nichts von der Blutrünstigkeit und Grausamkeit des Mordens in diesem Märchen wusste, wie ich später nachlas, sonst hätte ich diese Bilder beim Zuhören im Kopf gehabt.
Das zweite Stück war der Lobgesang von Felix Mendelsohn Bartholdy, Sinfonie B-Dur op. 52 (Sinfonie 2) für die Kenner unter Euch. Er wurde 1940 mit einer Komposition anlässlich des 400. Jubiläumsfestes von Johannes Gutenberg beauftragt. In einem Satz: Es handelt von der Lobpreisung Gottes, der Lichtwerdung (Wissen und Meinung wurden bereits durch den Buchdruck Gutenbergs der Öffentlichkeit zugänglich gemacht) und von der Verbindung von Kunst und Religion. Ihr wisst, ich bin keine Expertin, wer mehr erfahren möchte, bitte nachlesen.
Der MDR-Rundfunkchor marschierte ein. Beim ersten Choreinsatz bekam ich wirklich Gänsehaut. Es war berauschend, irgendwie überwältigend. Ich war schwer beeindruckt. Die Auftritte einer Solistin, einer Mezzosopranistin und eines Tenors waren dann der Höhepunkt des Abends.
3 • Schöner Mann mit Sopranstimme
Übrigens, vor einigen Jahren sah ich auch hier im Kloster Eberbach und im Rahmen des Rheingau Musik Festivals den Opernsänger und Countertenor Philippe Jaroussky Ich hatte vorher noch nie etwas von ihm gehört. Oh je, jetzt werden einige von Euch bestimmt vor lauter Entsetzen über so viel Unwissenheit die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Auch damals machten mich Freunde auf das Konzert aufmerksam, sie hätten noch eine Karte „übrig“. Schnell gegoogelt. Natürlich, wie kann es anders sein, ich fand das, was ich las, super spannend und war sehr interessiert. Sofort vertiefte ich mich in einen Artikel, der erklärte, wie diese Technik, so hoch zu singen, funktioniert.
Der Abend kam. Jaroussky trat auf und ich war sofort von seinem Aussehen hin und weg. Was für ein schöner Mann! Bei den ersten Tönen zuckte ich doch etwas zusammen, denn es war ungewohnt und – obwohl vorbereitet – irgendwie überraschend, einen Mann mit einer so hohen Stimme zu verbinden. Doch es dauerte nur einige Minuten und ich war „drin“. Fantastisch!
Dieses Jahr hatte er wieder einen Auftritt im Rahmen des Rheingau Musik Festivals. Leider war ich zu dem Zeitpunkt nicht im Lande. Aber vielleicht im nächsten Jahr?
Was ich mit diesem Beitrag sagen will? Über den Tellerrand schauen, neugierig bleiben, Unbekanntes entdecken. Man wird immer belohnt.